Veranstaltungen 2025 im Literaturhaus Hamburg
Jonas Lüscher - Literaturhaus Hamburg
13.05.2025, 19:30 Uhr
JONAS LÜSCHER
liest aus seinem neuen Roman »Verzauberte Vorbestimmung«
Für Wiebke Porombka ist es ein »Jahrhundertroman«, für Iris Radisch ein »einzigartiger Traumaroman«, Andreas Platthaus schreibt gar vom einem »Donnerschlag«. Der neue Roman »Verzauberte Vorbestimmung« (Hanser) des Schweizer Schriftstellers Jonas Lüscher ist ein ganz außergewöhnliches Buch. Nacherzählen kann man es nur schwer, führt es doch nach einer fulminanten Eröffnung rund um den deutschen Giftgaseinsatz in Ypern quer durch Zeit und Geschichte, zum Beispiel zum »Palais idéal«, den der Briefträger Ferdinand Cheval über 33 Jahre errichtete und der zur Inspiration von allem für die Surrealisten wurde. Weiter geht es über die Weberaufstände ins Ägypten der Zukunft, wo eine Androidin auf eine Standup-Comedienne trifft.
Jonas Lüscher steht mit beiden Beinen fest in der Geistesgeschichte und nimmt die Sollbruchstelle der Pandemie zum Anlass für eine Reflexion über das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Was komplex und abgefahren klingt, ist wunderbar lesbar und regt mit einer glasklaren Sprache mindestens zu gedanklichen Entdeckungen an. »Was allein gegen die aufsteigende Panik hilft, ist sich vor Augen zu führen, dass man so wahnsinnig gerne ja gar nicht lebt«: Jonas Lüscher, der wie sein Erzähler beinahe an einer schweren Corona-Erkrankung gestorben wäre, wird sich mit der Wissenschaftsredakteurin Korinna Hennig unterhalten, die für NDR Info den Podcast »Coronavirus-Update« mit Christian Drosten moderiert hat.
Foto (Lüscher) (c) Peter-Andreas Hassiepen
Wellenschlagen - Literaturhaus Hamburg
14.05.2025, 19:30 Uhr
HAMBURG LIEST DIE ELBE – WELLENSCHLAGEN
Illustrationsstudierende erzählen in Bildern von der Elbe
Gewaltige 1.165 Kilometer sind die Illustrationsstudierenden der HAW Hamburg geschwommen und spaziert, gefahren und gerudert – in der Elbe, auf der Elbe, im seichten Wasser am Ufer oder in den tiefen Fahrrinnen. Sie haben stille Untiefen in Archiven aufgewühlt oder im Trüben gefischt. Sie haben den Zeh in die Elbquelle getaucht, sind auf dem Rücken von Möwen geflogen und mit zwielichtigen Schmugglern gereist, haben mit Kommissaren der Wasserpolizei geschnackt, Mumien gehoben oder Seemannslieder mit einem Shantychor gesungen.
In Comics und Reportagen erzählen die Studierenden von ihrer leidenschaftlichen Beschäftigung mit einem Fluss, der mit jedem Wellenschlag eine neue Geschichte von Leben und Tod, Mensch und Tier, Vergangenheit und Gegenwart, Politik und Kultur nach oben spült. Im Magazin des Masterstudiengangs Illustration sind diese Geschichten und Entdeckungen versammelt.
Nun stellen die Studierenden zum ersten Mal ihre Arbeiten vor. Feierlich wird an diesem Abend das Magazin »wellenschlagen« aus der Taufe gehoben. Eine Podiumsdiskussion mit den jungen Illustrator*innen bietet einen Blick hinter die Kulissen bzw. hinter die Türen der Ateliers und zwischen die Seiten des frisch gedruckten Magazins.
Moderation: Philine Dorenbusch
Eine Veranstaltung des Festivals »Hamburg liest die Elbe« in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Illustration (c) Antonia Rib
Philosophisches Café - Literaturhaus Hamburg
20.05.2025, 19:00 Uhr
PHILOSOPHISCHES CAFÉ – ROBERT PFALLER
Bitte nicht lachen! Über Philosophie, Komödie und Humor
»Alle wissen, wann sie bei einer Komödie lachen müssen. Aber die wenigsten können erklären, warum«, stellt Robert Pfaller gleich zu Beginn seines neuen Buches fest. Zum Glück gibt es dann aber ja Kulturtheoretiker*innen und Philosoph*innen, die uns aufklären können.
Genau das unternimmt der österreichische Philosoph Robert Pfaller, Professor in Linz und einer der bekanntesten sowie originellsten Denker der Gegenwart, in seinem Werk »Das Lachen der Ungetäuschten – Die philosophische Würde der Komödie« (S. Fischer). Von Avantgarde-Kunst-Performances bis zu »Sex and the City«, von der klassischen Hollywood-Screwball-Komödie bis zur alltäglichen Tragikomik unserer Existenz: Wie immer gerüstet mit viel Psychoanalyse und ebenso viel Witz untersucht Pfaller die spezifisch menschliche Fähigkeit zum Lachen und zum Herstellen des Lustigen. Auch und gerade gegen einen allzu schnell ins Trübsinnig-Tragische und Lustfeindliche abgleitenden Zeitgeist.
Ein heiterer Abend über den Ernst der Lage.
Moderation: Catherine Newmark
Mit freundlicher Unterstützung der Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Foto (c) Peter Rigaud
FÖN - Literaturhaus Hamburg
21.05.2025, 19:30 Uhr
FÖN
Exklusives Hamburg-Extra der Literaturband
FÖN ist die gemeinsame Sache der Schriftsteller Michael Ebmeyer, Tilman Rammstedt und Florian Werner und des Songschreibers Bruno Franceschini – eine Art Band, die eigene literarische Kurzformen auf spielerisch-komische Weise mit eigener Musik verbindet.
Mit ihren beiden Alben »Wir haben Zeit« und »Ein bisschen plötzlich« tourten sie jahrelang ausgiebig durch den deutschsprachigen Raum, aber auch von Paris bis St. Petersburg, von Rom bis Czernowitz, von Prag bis Daugavpils. Irgendwann machte FÖN sich dann rar, weil alle vier »zu viel anderes zu tun hatten«.
Doch nun ist ausnahmsweise kurz mal vorübergehend ein Stück weit Schluss mit dem Prokrastinieren. Hier sind sie wieder, Endstation Fönsucht. Mit erstaunlich vielen neuen und unverwüstlichen älteren Fönstücken und zwischendurch sogar noch ein paar Lese- und Singpröbchen aus dem jeweils aktuellen Soloschaffen der Herren Ebmeyer, Franceschini, Rammstedt und Werner.
Foto (Rammstedt) (c) privat
Foto (Ebmeyer) (c) privat
Foto (Franceschini) (c) privat
Foto (Werner) (c) Christian Werner
Literatur und Bossa Nova - Literaturhaus Hamburg
27.05.2025, 19:30 Uhr
NACH UNS DER HIMMEL, UND IM HIMMEL IST MUSIK
Literatur, Bossa Nova und Existenzialismus mit Simone Buchholz und Nicolai von Schweder-Schreiner
In ihrem aktuellen Roman »Nach uns der Himmel« (Suhrkamp) begleitet die Hamburger Autorin Simone Buchholz acht Menschen durch ihren Urlaub auf einer Mittelmeerinsel, und es ist wie immer im Urlaub: Die Probleme, die es zu Hause gibt, reisen im Koffer mit. Dann passieren höchst merkwürdige Dinge unter Leuten und Göttern und zwischen Insel und Unterwelt, während die Verwaltung all dessen, auch das ist nicht neu, erstmal ziemlich hilflos ist.
Nicolai von Schweder-Schreiner ist Komponist, Sänger und Gitarrist von »Veranda Music«, und außerdem preisgekrönter Übersetzer aus dem Portugiesischen und Englischen. Er übersetzte unter anderem Jennifer Clement, Leonard Cohen, Hari Kunzru, Cynthia D’Aprix Sweeney, Chigozie Obioma, John Waters, Douglas Coupland, José Saramago und Daniel Galera.
Gemeinsam gestalten die beiden einen Abend mit Text, Gitarre und Gesang, eine Erzählung von Leben und Tod und der Liebe dazwischen, mit Klassikern aus Brasilien und einem Hauch Melancholie von Motörhead.
Über das Büchermachen - Literaturhaus Hamburg
03.06.2025, 19:30 Uhr
ÜBER DAS BÜCHERMACHEN – FOKUS UNABHÄNGIGE VERLAGE
Der Elif Verlag, die Edition Nautilus und der Merlin Verlag stellen sich vor
Um die 3.000 unabhängige Verlage gibt es in Deutschland, deren kleine Teams häufig an der Grenze zur Selbstausbeutung publizieren und den Buchmarkt bereichern. Für seine »Bibliodiversität« wird Deutschland bewundert. Doch diese Vielfalt ist in Gefahr – durch die gestiegenen Papierpreise, das veränderte Kauf- und Freizeitverhalten und Kriege in Europa. Schon lange kämpfen die unabhängigen Verlage um eine Förderung wie in Skandinavien, in der Schweiz und in Österreich. Nun wird Hamburg 2026 als erstes Bundesland eine strukturelle Verlagsförderung einführen.
Im Literaturhaus stellen sich drei Verlage vor: Dinçer Güçyeter ist nicht nur preisgekrönter Autor, der 2023 für seinen Roman »Unser Deutschlandmärchen« (Mikrotext) den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt, sondern auch Verleger des Elif Verlags, in dem er vor allem Lyrik publiziert, beispielsweise von Safiye Can oder Ron Winkler. Der Merlin Verlag war in den fünfziger Jahren vor allem durch die Kontroverse um den Roman »Notre-Dame-des-Fleurs« von Jean Genet im Gespräch. Heute wird der Verlag von Katharina Eleonore Meyer geführt, die das Unkonventionelle und Unbequeme weiter pflegt. Das Kollektiv der Edition Nautilus hat im letzten Jahr medienwirksam auf die prekäre Situation der unabhängigen Verlage aufmerksam gemacht. Nautilus ist mit der Lektorin Katharina Picandet und der Autorin Magdalena Saiger (»Am Wasser das Haus«) vertreten.
Moderation: Antje Flemming
In Kooperation mit der Kurt Wolff Stiftung
Slata Roschal - Literaturhaus Hamburg
04.06.2025, 19:30 Uhr
SLATA ROSCHAL
liest ihre aktuelle Lyrik und Prosa
Die Autorin Slata Roschal ist in diesem Sommer Stipendiatin im Lüneburger Heinrich-Heine-Haus. Für den Abstecher ins Literaturhaus hat sie ihren neuen Gedichtband »Ich brauche einen Waffenschein ein neues bitteres Parfüm ein Haus in dem mich keiner kennt« (Das Wunderhorn) und ihren aktuellen Roman »Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten« (Claassen) im Gepäck. Außerdem gibt sie Kostproben aus dem Roman, an dem sie gerade arbeitet und der voraussichtlich nächstes Jahr erscheint. Darin versuchen zwei Gäste im Zimmer eines noblen Hotels, das die Wintersaison gerade mit einer Lesung eröffnet, den Tod des Autors auf verschiedenen Ebenen zu entziffern. Was bedeutet es, wenn Literatur zum Luxusgut erhoben wird, inwieweit kann sie soziale Klassen aufbrechen? Warum ist etwa die Arbeit von Reinigungskräften, Köchen, Unternehmensberatern unterschiedlich viel wert? Im Mittelpunkt des Textes stehen verschiedene Phänomene der Arbeitswelt, die aufeinanderprallen und ad absurdum geführt werden.
Die promovierte Slawistin Slata Roschal ist eine der interessantesten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise. Ihr Romandebüt »153 Formen des Nichtseins« war 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Moderation: Marie-Alice Schultz
Foto (Roschal) (c) Ksenia Laevskaia
Mareike Fallwickl - Literaturhaus Hamburg
10.06.2025, 19:30 Uhr
MAREIKE FALLWICKL
stellt ihren Essay »Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen« vor
Was bedeutet Gleichberechtigung heute – und warum gelingt sie uns trotz aller Bemühungen nicht? In einem leidenschaftlichen Brief an die kommenden Generationen seziert Mareike Fallwickl die blinden Flecken des gegenwärtigen Feminismus. Sie erzählt von Care-Arbeit und kaputten Rollenbildern, von toxischer Männlichkeit, struktureller Ungerechtigkeit und den alltäglichen Widersprüchen, in denen vor allem Frauen feststecken. Und sie stellt eine zentrale Frage: Wie können wir den Feminismus neu denken – nicht als Abgrenzung, sondern als Einladung?
Nach ihren vier Romanen, zuletzt »Und alle so still«, schreibt die Bestsellerautorin, Literaturvermittlerin und PEN-Berlin-Mitgründerin Mareike Fallwickl in ihrem Essay klug, wütend und ironisch über den Zustand einer Gesellschaft, die Veränderung will, aber zu oft im Alten verharrt. »Liebe Jorinde« (Kjona) ist dabei mehr als eine Analyse: Es ist ein persönliches, erzählerisch kraftvolles Plädoyer für ein solidarisches Miteinander. Fallwickl verknüpft Privates und Politisches, Popkultur und Politik, Erfahrung und Empathie – und fordert nichts weniger als einen Feminismus, der alle mitnimmt.
Moderation: Eva Schuderer
Foto (Fallwickl) (c) Tasi Gyoengyi
Philosophisches Café - Literaturhaus Hamburg
11.06.2025, 19:00 Uhr
PHILOSOPHISCHES CAFÉ – SABINE MÜLLER-MALL
Die Macht des Urteilens: Wie wir unsere Verfassung schützen und verändern können
Kaum etwas Menschlicheres, als ein Urteil zu fällen. Was bereits im Alltag ein Akt der Bewertung und also auch Machtausübung ist, erweist sich im Medium des Rechts als eigentlich entscheidend. Wer dort urteilt, spricht Recht. Und schafft es damit im eigentlichen Sinne. Das gilt insbesondere für Richter*innen der höchsten Gerichte liberaler Demokratien: die Verfassungsrichter*innen.
Genau diese Verfassungen und ihre Gerichte geraten derzeit unter immer stärkeren Druck. Einst als Instanz über und jenseits parteiischer politischer Positionierung gedacht, werden die Verfassungsgerichte zum eigentlichen Zentrum des politischen Urteilsgeschehens. Wie in den USA und zunehmend auch in der Bundesrepublik. Wer oder was schützt Verfassungen eigentlich? Welche Urteile verändern, erweitern und untergraben Verfassungen? Sind Verfassungen der letzte Halt erodierender Demokratien – oder derzeit deren zentrales Problem?
Keine Fragen, über die sich leicht ein Urteil fällen ließe. Ein Gespräch mit der in Dresden lehrenden Rechtsphilosophin Sabine Müller-Mall, Autorin des Buches »Verfassende Urteile« (Suhrkamp) über das, was unser Recht im Innersten zusammenhält.
Moderation: Wolfram Eilenberger
Mit freundlicher Unterstützung der Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Foto (Müller-Mall) (c) Gordon Welters
Barbi Markovic & Jovana Reisinger - Literaturhaus Hamburg
17.06.2025, 19:30 Uhr
BARBI MARKOVIC UND JOVANA REISINGER
lesen aus und sprechen über »Stehlen, Schimpfen, Spielen« und »Pleasure«
Mit Jovana Reisinger und Barbi Markovic treffen zwei literarische Selbstentwürfe aufeinander, die sich kaum vergleichen lassen – und doch viel gemein haben. Beide schreiben über das Ich in zugespitzten Situationen, über Rollen, Herkunft und Erwartungen. Sie arbeiten mit Übertreibung, spielen mit Stilbrüchen und Satire – und liefern eine genaue Analyse des kulturellen Klimas, in dem ihre Texte entstehen. Bei Reisinger glitzert es, bei Markovic kracht es.
In »Pleasure« (Ullstein) widmet sich Jovana Reisinger dem Luxus – aber nicht aus der Logenperspektive. Die Autorin, Filmemacherin und Künstlerin verhandelt Begehren, Glamour und Körper als politische Kategorien. Mit klarem Blick und überbordendem Stil entlarvt sie das vermeintlich Liberale in Kunst und Mode, plädiert für Völlerei, Plastikperlen und das Recht, einfach mal im Hotelbett zu fläzen. Konsum wird zur Überlebensstrategie, Kitsch zum Manifest.
Die Trägerin des Preises der Leipziger Buchmesse von 2024 Barbi Markovic erzählt in »Stehlen, Schimpfen, Spielen« (Rowohlt) von der Ohnmacht beim Schreiben – und der Lust, sie zu überwinden. In montierten Fragmenten verhandelt sie den eigenen Status als migrantische Autorin, den Druck der Sichtbarkeit, das Scheitern an Erwartungen. Dabei wird aus Selbstzweifel Literatur, aus Chaos Stil – und aus Schimpfen ein poetischer Akt.
Moderation: Nefeli Kavouras
Foto (Reisinger) (c) Sophie Wanninger
Foto (Markovic) (c) Apollonia T. Bitzan
Nature Writing in der Lyrik - Literaturhaus Hamburg
18.06.2025, 19:30 Uhr
NATURE WRITING IN DER LYRIK
Esther Kinsky liest aus »Schiefern« und »Maulbeerzeilen«
Von der Natur berichten. Mit ihr als Motiv schreiben. Gar für die Natur schreiben. In Deutschland hat dies eine lange Tradition, man denke nur an Goethe und Kant. Seinen neuen Boom hat das Genre durch Autor*innen aus dem angloamerikanischen Raum erfahren. In Hamburg findet nun das erste internationale Nature Writing Festival statt, initiiert und organisiert durch den KJM Verlag, der seit Jahren erfolgreich die »Essays on Nature and Landscape« herausgibt.
Im Literaturhaus ist die Lyrikerin und Romanautorin Esther Kinsky zu Gast, die in ihren Texten Gegend und Gelände so lange begegnet, bis aus zunächst fast absichtsloser Beobachtung fruchtbares Verständnis entsteht. »Schiefern« (Suhrkamp) dient der vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin als Erkundungsmaterial, auch in Analogie zum Erkunden menschlicher Erinnerung – Schiefer ist tragfähig und brüchig zugleich. In »Maulbeerzeilen« (Edition Thanhäuser) ist der Gegenstand der Beschreibung naturgemäß pflanzlicher: »Nur um die Maulbeerbäume ist es still … Die Maulbeerbäume stehen stumm und dunkelgrün zwischen Feld und Feld.«
Esther Kinsky, die unter anderem 2018 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für ihren Roman »Hain« ausgezeichnet wurde, spricht über ihre Literatur und ihr Verhältnis zur Natur und zum Nature Writing mit der Schriftstellerin Katharina Mevissen, die zuletzt bei Wagenbach den Roman »Mutters Stimmbruch« vorgelegt hat.
Die Veranstaltung ist Teil des Nature Writing Festivals, das vom 17. bis 21. Juni 2025 in Hamburg stattfindet (www.europeanessays.eu/festival).
Anne Sauer - Literaturhaus Hamburg
24.06.2025, 19:30 Uhr
ANNE SAUER
liest aus ihrem Debütroman »Im Leben nebenan« – Buchpremiere
Altbaudielen, die im Sommer kühl sind und im Winter knarzen; drei Räume voller Bücher, Platten und Leben. Toni liebt ihre Wohnung, ihr Viertel und die leisen Routinen mit ihrem Freund Jakob. Nicht gesucht, aber gefunden. Doch eines Morgens erwacht sie in einer anderen Welt: aufgeräumter, auf dem Land, mit einem Baby auf dem Schoß – und einem Mann aus ihrer Vergangenheit. Sie erwacht in einem Leben, das nicht ihres ist. Oder doch?
In Anne Sauers Debüt wird aus einer Irritation eine existenzielle Lebensfrage: Was wäre, wenn? Der Roman »Im Leben nebenan« (dtv) verwebt zwei mögliche Lebenslinien einer jungen Frau zu einem dichten, vielschichtigen Werk über Entscheidungen, Mutterschaft und Selbstfindung. Zwischen traumartiger Verlorenheit und einem scharfen Alltagsblick beleuchtet die Autorin die Fehlbarkeit des Körpers, den leisen Horror gesellschaftlicher Normen und die Fragilität weiblicher Identität. Dabei nähert sie sich mit schonungsloser Intimität Themen wie Fehlgeburt, postnataler Entfremdung und dem unaussprechlichen Gefühl, dass das Leben in der eigenen Spur plötzlich nicht mehr das richtige ist.
Anne Sauer, die 2024 mit ihrer Taylor-Swift-Hommage »Look What She Made Us do« auf sich aufmerksam machte, lebt als freie Texterin, Podcasterin und Moderatorin in Hamburg.
Moderation: Julia Westlake
Foto (Sauer) (c) Tara Wolff
Salon des Questions - Literaturhaus Hamburg
01.07.2025, 19:30 Uhr
SALON DES QUESTIONS
Die LiteRaten laden zum »Dreizehnten Hamburger Literaturquiz«
Wissen Sie, welche dreizehn deutschen Dichter Peter Rühmkorf in seinem Band »Dreizehn deutsche Dichter« zusammenbringt? Ob ein Zitat aus der Bibel, von Goethe oder aus »Jim Knopf und die Wilde 13« stammt, erkennen Sie im Schlaf? Sie haben jede Literaturverfilmung gesehen und erkennen die Romangrundlage schon nach wenigen Filmsekunden? Dass die Horrorfilmreihe »Freitag der 13.« als Roman adaptiert wurde, ist für sie nicht nur ein literarischer Fiebertraum, sondern unentbehrliches Quizwissen?
Im Salon des Questions sind Bibliophile jeder Bücherregalgröße willkommen! Die LiteRaten feiern feinstes Literaturwissen zum nunmehr dreizehnten Mal. Der Salon des Questions ist vom Studierendenprojekt zu einem wahren Quizzyklus gereift. Die LiteRaten sind voll im Fluss und kehren mit einem geschärften und noch weiter gefächerten Fragenrepertoire an den Schwanenwik zurück.
Treffen Sie auf andere literaturvernarrte Quizbegeisterte, rätseln Sie gemeinsam in Gruppen und staunen Sie, was Sie alles wissen – und was nicht! Das hoch motivierte Team verspricht eine unbestechliche Jury, professionelle Moderation, die aufwendigste Veranstaltungstechnik seit Erfindung des Buzzers, vielfältige Fragekategorien und Russisch Brot für alle! Raten Sie mit. Gewinnen Sie tolle Preise. Und vor allem: Haben Sie Spaß!
Moderation: Eva Jakobeit und Ronja Lange
Gruppen ab drei Teilnehmenden werden gebeten, sich nach dem Kartenkauf per E-Mail an service@literaturhaus-hamburg.de anzumelden, damit Plätze in gemeinsamen Rategruppen reserviert werden können.
Illustration (c) Nina Berndorfer
Jasmin Ramadan - Literaturhaus Hamburg
02.07.2025, 19:30 Uhr
JASMIN RAMADAN
liest aus ihrem neuen Roman »Reality« – Buchpremiere
Lilith Innocentia West, genannt Lit, hat sechs Stunden Zeit, 1.789 Euro an ihre Vermieterin zu zahlen – sonst war’s das mit der WG und dem halben Leben auf dem Klapptisch. Klingt nach alltäglichem Irrsinn, doch das ist nur der Anfang: Im nächtlichen Dämmerzustand erscheint ihr Plü – eine Figur wie aus einer anderen Realität, zwischen Halluzination und Vision – mit einer verstörenden Nachricht. Lit erbt 89 Millionen – aber nur, wenn sie sich in den nächsten sechs Monaten auf eine echte Liebesbeziehung einlässt. Wie real kann Intimität sein, wenn Gefühl plötzlich zur Pflichtaufgabe wird und bloß eine Bedingung für Hab und Gut ist?
In »Reality« (Weissbooks) schickt Jasmin Ramadan eine rotzige, selbstironische Heldin auf eine irrwitzige Reise durch emotionale Sackgassen, Machtspiele und kapitalismuskritische Abgründe. Zwischen mäandernden Reflexionen, surrealer Überhöhung und bildreicher Sprache fragt der Roman, was passiert, wenn Emotionalität zur Leistung wird. Die Hamburger Autorin, bekannt durch ihr Erstlingswerk »Soul Kitchen« und ihre »taz«-Kolumne »Einfach gesagt«, erzählt von einem Leben im Ausnahmezustand – mit Witz, Wut und einer radikal persönlichen Stimme.
Moderation: Rebecca Spilker
Foto (Ramadan) (c) Anselm Woesler
Gemischtes Doppel - Literaturhaus Hamburg
08.07.2025, 19:30 Uhr
GEMISCHTES DOPPEL
Annemarie Stoltenberg und Rainer Moritz empfehlen Neuerscheinungen
»Welch ein Sommer hätte sein können, wenn einer gewesen wäre«, heißt es leicht melancholisch in Adalbert Stifters 1857 erschienenem Roman »Der Nachsommer«. Und auch 2025 lässt sich schwer vorhersagen, was uns die kommenden Monate bringen werden. Werden wir Hitzetage erleben, am kretischen Strand oder auf Südtirols Anhöhen? Oder müssen wir Nieselregen und unerfreuliche Temperaturen ertragen, müssen wir so tun, als wäre Sommer? Kluge Menschen sorgen vor, egal, was Petrus oder wer immer für das alles verantwortlich ist, uns bescheren; kluge Menschen versorgen sich mit Lesestoff, der sie wetterunabhängig macht.
Aber woher nehmen, diesen hilfreichen Lesestoff? Erfreulicherweise treten im Literaturhaus quasi seit Menschengedenken zwei Personen auf, die Saison für Saison sondieren, welche Lektüre uns Freude machen könnte, am kretischen Strand oder auf Südtirols Anhöhen. Sie kennen dieses Duo, sie kennen Annemarie Stoltenberg, die leseenthusiastische NDR-Literaturexpertin, und den gestrengen Kritiker und Autor Rainer Moritz. Mindestens 16 Bücher haben sie an diesem Abend im Rucksack – auf dass Sie entspannt in die Zukunft blicken dürfen.
Alle vorgestellten Bücher sind an diesem Abend käuflich zu erwerben.
Foto (Moritz und Stoltenberg) (c) Gunter Glücklich
Johannes Franzen - Literaturhaus Hamburg
09.07.2025, 19:30 Uhr
JOHANNES FRANZEN
spricht mit Nicole Seifert und Till Raether über sein Buch »Wut und Wertung«
Warum bringen uns manche Kunstwerke derart auf die Palme? Warum lieben wir einige Bücher und verachten andere, ihre Autor*innen und Leser*innen gleich mit? Warum liefern sich Fans von »Pride and Prejudice« erbitterte Fehden, ob nun Matthew Macfadyen im Film oder Colin Firth in der Serie der bessere, nein, der einzig wahre Mr. Darcy sei?
Der Literaturwissenschaftler Johannes Franzen, Mitbegründer und -herausgeber des Online-Feuilletons »54books«, untersucht in seiner ebenso aufschlussreichen wie unterhaltsamen Studie »Wut und Wertung – Warum wir über Geschmack streiten« (S. Fischer) unter anderem, wie es dazu kommt, dass uns fiktive Erzählungen derart fesseln und aufrütteln, sodass wir starke Emotionen wie Liebe, Wut und Scham entwickeln und bereit sind, unsere Lieblingslektüre gegen alle und alles zu verteidigen: »Johannes Franzen legt eine fesselnde Theorie des Streits vor, die unser Verständnis von Kultur maßgeblich prägen wird. Intellektuell tiefsinnig und hochspannend«, urteilt die Soziologin Carolin Amlinger.
Johannes Franzen spricht mit der Sachbuchautorin Nicole Seifert (»Einige Herren sagten etwas dazu«, Kiepenheuer & Witsch) und dem Schriftsteller Till Raether (»Disko«, btb), denen starke Emotionen – von den Lesenden, der Literaturkritik oder Kolleg*innen – ebenfalls nicht fremd sind.
Moderation: Tanya Lieske
Foto (Franzen) (c) Marion Koell
Philosophisches Café - Literaturhaus Hamburg
16.07.2025, 19:00 Uhr
PHILOSOPHISCHES CAFÉ – INA SCHMIDT
Warum Denken Hoffnung macht – über Ausgänge in ein gelingendes Leben
Sich nicht mehr richtig auszukennen, weder im eigenen Leben noch der Gegenwart, scheint eine Grundbefindlichkeit unserer Zeit. Gefangen im Labyrinth aus eigenen Zweifeln und Wünschen irrt man durch eine Existenz, die weder als gut noch als die wirklich eigene erfahren werden kann. Deshalb hat Ina Schmidt mit ihrem neuen Buch »Wofür es sich zu denken lohnt« (Rowohlt) einen philosophischen Wegweiser verfasst. Anstelle von Resignation und Verzweiflung will sie neue Sichtweise eröffnen: Wo feste Barrieren den Weg scheinbar verstellen, erkennt Schmidt lebendige Zusammenhänge und also mögliche Ausgänge. Eine Existenzphilosophie im besten Sinne also: hoffnungsfroh, alltagsnah, öffnend. Denn ein Neuanfang beginnt oft mit einer neuen Beschreibung des eigenen Daseins.
Nur zu gut passt dazu, dass Schmidt als promovierte Philosophin seit vielen Jahren eine philosophische Praxis leitet sowie im Literaturhaus Hamburg beim Projekt »Gedankenflieger« regelmäßig mit Kindern philosophiert. Warum und vor allem wie Denken also Hoffnung macht, das wollen wir an diesem Abend gern herausfinden.
Moderation: Catherine Newmark und Wolfram Eilenberger
Mit freundlicher Unterstützung der Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Foto (Schmidt) (c) privat
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Empfehlungen
Literatur im Hotel – Doris Wirth - Hotel Wedina - Hamburg
Sonntag, 18. Mai 2025 - Hotel Wedina - Hamburg - Literatur im Hotel – Doris Wirth - liest aus ihrem Roman »Findet mich« - Literaturhaus Hamburg 2025
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