MEL*E (at) - Jazzclub Tonne - Dresden
VAN WERSCH (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
23.08.2025, 20:00 Uhr
Rituelle, tranceartige Postgenre-Musik
Nico van Wersch, geboren 1987, studierte Komposition und zeitgenössisches Gitarrenspiel. Er ist Postgenre-Komponist, Klangkünstler und Musiker, der an der Schnittstelle zwischen irisierender Perkussionsmusik und digitalem Zeitgeschehen arbeitet. Als langjähriger Kollaborateur von Ulrich Rasche entwarf er Echtzeit-Kompositionstechniken wie Mikro-Modularität und pressure composing, die auf diese Zusammenarbeit zugeschnitten waren – und kreierte so u.a. am Burgtheater Wien, bei den Salzburger Festspielen, am Schauspiel Frankfurt, am Residenztheater München, beim Athens Epidaurus Festival und am Deutschen Theater Berlin ausschweifende Partituren.
Darüber hinaus war Nico van Wersch als Gitarrist tätig, u.a. beim Ensemble Modern, beim Ensemble Musikfabrik der Volksbühne Berlin – und im Rahmen seiner intensiven Zusammenarbeit mit Helmut Oehring und Ari Benjamin Meyers.
Seine Band VAN WERSCH hat sich in den letzten Jahren erfolgreich einen Namen auf wichtigen deutschen Theaterbühnen und -festivals gemacht und dabei eine rituelle, technoide, minimalistische Postgenre-Musik entwickelt, die ein immersives, tranceartiges Hörerlebnis auf hohem Niveau kreiert.
In der Besetzung aus zwei Schlagwerkerinnen, zwei Keyboardern, E-Bass sowie Live-Sampling schafft das Ensemble einen einzigartigen Spagat zwischen digitalem Zeitgeschehen und perkussiver, haptischer KunstMusik. Ein flirrender Kosmos aus meißelnden Polyrhythmen, komplexen Klangflächen und mikrotonal verstimmten Synthesizern lässt ein faszinierendes Zusammenspiel aus kontinuierlich treibenden Beats und hypnotischen Ruhepolen entstehen.
Neben den Musikern tritt Nico van Wersch selbst auf der Bühne als energiegeladener
DirigentPerformer auf, der die Musiker während des Konzerts durch einzelne Formabschnitte der Kompositionen führt, die Musik in die Höhe treibt, bündelt und so die Dramaturgie des Abends steuert.
Die Performance besticht durch die Fähigkeit, hohe Energien über lange Bögen zu spannen, um Körper und Geist gleichmäßig zu berühren.
GODTET (aus) - Jazzclub Tonne - Dresden
30.08.2025, 20:00 Uhr
"Planetarischer Jazz" zwischen Ambient, Electronica und Improvisation
GODTET ist das kreative Projekt des australischen Gitarristen, Produzenten und Multiinstrumentalisten Godriguez (Dave Rodriguez). In Sydney versammelte er einige der besten Musiker der neuen Generation – alle mit unterschiedlichen musikalischen Hintergründen – und formte eine Band, die sich durch ihre intuitive, geradezu telepathische Interaktion der Musiker auszeichnet.
Seit der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debütalbums GODTET I (2017), das in Australien als "Album des Jahres" gefeiert wurde, hat sich GODTET als eine der spannendsten Formationen der australischen Jazz- und Instrumentalszene etabliert. Schon mit GODTET II (2018) und der "Suite"-EP (2020) verwischte die Band die Grenzen zwischen moderner Produktion und dynamischer Live-Improvisation.
Im selben Jahr führten GODTET im Sydney Opera House ihr Programm "60 Giant Steps – A Cosmic Imagining of John Coltrane" auf, eine herausragende Verbeugung vor der revolutionären Komposition "Giant Steps" des legendären Saxofonisten, in der GODTET das vierminütige Feuerwerk hyper-schneller Virtuosität zu einer 40-minütigen Meditation über Coltranes Kreativität, Spiritualität und die veränderten Wahrnehmungen von Identität, Zeit und Raum im Angesicht des Corona-Jahres 2020 ausformten.
Das sensationelle Livestream-Konzert mündete in der Veröffentlichung des Albums "Meditations", das für die Band einen Neubeginn darstellte und zur Blaupause für die Zukunft des GODTET-Sounds wurde: unvorhersehbar. Viel stärker als zuvor verlassen sich die Bandmitglieder seitdem auf ihre Intuition und lassen sich bei jedem Konzert von der Musik selbst leiten.
GODTET sind bekannt für ihre hypnotischen Live-Auftritte, bei denen sie ihre Zuhörer in neue musikalische Dimensionen führen – hin zu einem "planetarischen Jazz", der zwischen Ambient, Electronica und freier Improvisation oszilliert und von verträumten Klanglandschaften und explosiver Energie alles enthält.
Beim Vivid Festival 2022 wurden sie als "die außergewöhnlichste Show des gesamten Festivals" gefeiert, ihre Live-Performance ist ein Erlebnis, das sich jeder Jazz-, Ambient- und Experimentalmusik-Fan nicht entgehen lassen sollte!
2025 erscheint pünktlich zur Tournee ein neues Album von GODTET.
RON MINIS (isr) - Jazzclub Tonne - Dresden
11.09.2025, 20:00 Uhr
Unübertroffene Vielfalt mit dem blaubärtigen Multiinstrumentalisten
RON MINIS ist eine Naturgewalt. Seine Kompositionen sind in ihrer Vielfältigkeit kaum zu übertreffen. Mit den rhythmischen Patterns seiner Stücke lädt er zum Träumen und Tanzen zugleich ein. Sein Trio bewegt sich rastlos und energetisch zwischen lyrischen Phrasen und unbarmherziger Rhythmik. Der israelische Pianist mit dem markanten blauen Bart erschafft Musik voller Emotionen, verführt mit sanften Melodien, wechselt unvermittelt in hämmernde Staccati und endet in sphärischen Klangwelten, ohne je den Spannungsbogen zu verlieren. Und er greift mitten im Konzert zur E-Gitarre und lässt so den vom über einen zweiten Gitarren-Amp verzerrten Flügel verschwimmen.
Ron Minis erhielt klassischen Klavierunterricht, tobte sich später in verschiedenen Punk-, Noise- und Metal-Projekten aus und hat ein Faible für mechanische und elektronische Basteleien – in einem viral gegangenen YouTube-Video kann man ihm dabei zuschauen, wie er ein Klavier zerlegt und eine E-Gitarre daraus baut.
Bei seinen Kompositionen greift der charismatische Musiker auf die zahlreichen Erfahrungen zurück, die er im Laufe seiner Musikerkarriere bereits gemacht hat. Nachdem Ron Minis seit seinem sechsten Lebensjahr klassisch als Pianist ausgebildet wurde, erweiterte er sein Talent durch Musikstudien und erlernte Schlagzeugspiel und E-Gitarre. Nachdem er Mitglied verschiedener Punk-, Noise- und Metal-Bands war, bringt er sein Können nun in sein eigenes Jazz-Piano-Trio ein. In seiner aktuellen Musik zeigt sich der Mann aus Tel Aviv inspiriert von der nahöstlichen Kultur Israels oder dem Einfluss von Künstlern wie Tigran Hamasyan.
Sein meisterhaftes Spiel führte das RON MINIS TRIO bereits in zahlreiche Konzertsäle Europas und auf namhafte Festivalbühnen wie die von Montreux.
DON ROSS & JULIE MALIA (can/d) - Jazzclub Tonne - Dresden
13.09.2025, 20:00 Uhr
Atemberaubende Virtuosität von Fingerstyle bis Jazz
DON ROSS, kanadischer Fingerstyle-Gitarrist, ist seit über 30 Jahren auf den Bühnen der Welt unterwegs. Er gilt als Erneuerer der Fingerstyle-Gitarre und ist seit den 90ern Impulsgeber für eine ganze Generation ambitionierter Musiker. Als Solist oder Teamplayer, als Musiker, Arrangeur oder Komponist – seine Musik erzählt Geschichten, die tief berühren, gleichzeitig technisch brilliant sind. Seinen unerschütterlichen Groove kombiniert er mit modernen (poly-) rhythmischen Elementen, perkussive Techniken fügen sich mit filigranen Melodien zu einzigartigen, bewegenden Klangbildern.
In den 90er Jahren war er hauptsächlich in Kanada und den USA zu hören. 1996 gewann er die US National Fingerpick Guitar Championship zum zweiten Mal (was keinem anderen Gitarristen bisher gelungen ist). Plattenverträge mit Sony Music/Columbia Records (Kanada) und Narada Records, und ausgedehnte Konzertreisen (Japan, China, Taiwan, Indien, Russland, Mitteleuropa – einige Hundert Gigs allein in Deutschland) machten ihn weltweit bekannt. In den vergangenen 30 Jahren hat er einer ganzen Generation von Musikern Vision und Perspektive gegeben. Für zahllose Gitarristen gehört er zu den "All Time Favourites". Seine aktuelle CD "Water" ist einerseits tiefgründige Reflexion seines Weges als Musiker und Komponist, weist andererseits mit überraschenden Ideen weit in die Zukunft.
Auf der Bühne erlebt man einen Musiker, der auf einem unerschütterlichen Groove komplexe rhythmische Strukturen und Soundgewölbe baut. Technisch von einer kaum je gehörten Brillianz, brennt er wahrhaftig ein Feuerwerk anspruchsvollster Fingerstyle-Gitarre ab. Aber auch bei leisen Tönen, filigran wie Tautropfen, hauchzarten Flageolets und lyrischen Melodielinien begeistert er. Menschlich und musikalisch ist er ein Sympathieträger, dem die Herzen seiner Zuhörer zufliegen.
JULIE MALIA (mit "bürgerlichem" Namen Jule Malischke) gilt mittlerweile national und international als eine der aufregendsten Entdeckungen der aktuellen Gitarren- und Singer- /Songwriter Szene. Auf zahlreichen Konzerten im In- und Ausland, auf bedeutenden Gitarrenfestivals und bei Auftritten in Radio und TV erspielte sie sich europaweite Reputation und hohes Ansehen.
Die Besonderheit von Julie Malia, und dieses ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal, liegt in ihrer musikalischen Vielfältigkeit. Mit ihrem brillanten Gitarrenspiel bewegt sie sich mühelos zwischen den verschiedenen Stilistiken virtuoser konzertanter Gitarrenliteratur, komplexen Fingerstyle-Arrangements und ihren gesungenen Liedern, die sie mit großer Leidenschaft und viel Poesie präsentiert. Damit schlägt sie Brücken zwischen Klassik und Jazz, zwischen Instrumental- und Vokalmusik, zwischen erdverbundenem Groove und himmlischen Sphärenklängen, und das sucht seinesgleichen. Ihre eigenen Songs spiegeln authentisch das Leben einer jungen Frau wieder – mit all ihren Sehnsüchten und Träumen. Gelegentlich eingestreuten Coversongs verleiht sie ein eigenes Gesicht. Dabei zupft, schlägt und traktiert sie ihr Instrument so, dass ein frischer Gesamtsound entsteht.
Nun stehen da also zwei Musiker auf der Bühne, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der kanadische Bär, der seinen Stil auch schon mal als "Heavy Wood" charakterisiert, und die deutsche "Seagull", die mit elfenhaft zart schwebender Vokalise in ungeahnte Sphären greift. Was hat diese beiden zusammengeführt, was verbindet sie? Zunächst mal gibt es ein breites Fundament an Gemeinsamkeiten: Beide sind im gesamten Spektrum anspruchsvoller akustischer Gitarre von Fingerstyle bis Jazz zu Hause im besten Sinne. Julie kann eben auch grooven wie ein Bär, und Don kann eben auch filigrane Virtuosität. Beide haben eine prägnante Gesangsstimme und beide präsentieren eine ansteckende Spielfreude. Und dann sind da natürlich die sprichwörtlichen Gegensätze, die sich anziehen. Was man aber sofort spürt, wenn beide auf der Bühne stehen, wenn man sie Backstage oder am Tourmobil trifft, ist ein tiefes Einvernehmen zweier Persönlichkeiten, emotional wie künstlerisch. Faszination für die unterschiedlichen Zugangswege zum gemeinsamen Thema, Respekt vor der künstlerischen Leistung, Neugier, voneinander zu lernen, Freude, sich gegenseitig zu unterstützen – als Side(wo)man, Arrangeur(in), Coach, Weggefährte. Was man dann auf der Bühne erlebt, ist eben nicht, dass erst die eine, dann der andere Improvisiertes zum Besten gibt (mehr hintereinander her als miteinander), und auch nicht das Spielchen Virtuose gegen Sidewoman. Nein, man erlebt ein Ineinandergreifen von musikalischen Ideen, das einem den Atem raubt.
MALO MORAY & HIS INFLATABLE KNEE (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
19.09.2025, 20:00 Uhr
Die ungemein intensive Klangreise eines visionären Künstlers
Auf seiner "Embrace"-Tour zelebrieren MALO MORAY & HIS INFLATABLE KNEE Langsamkeit und Neugier in einer unnachahmlichen Tiefe und Klarheit. Mit ansteckender Wachheit und Ruhe taucht er mit Kontrabass und Electronics tief in die Welten zwischen Ambient, Krautrock und Jazz ein und entwickelt dabei einen Sog, der außergewöhnlich ist. Musik als eine Umarmung des Seins. Malo Morays Konzerte sind eine Offenbarung an Kreativität und Entschleunigung. Malo Moray spielt neugierig zwischen allen Musiken und strahlt dabei seine Philosophie einnehmend aus: Neugieriges Zuhören als Gegenentwurf zum heutigen Zeitgeist. So entstehen immens bewegende Konzerterlebnisse irgendwo zwischen Brian Eno, Faust, Sunn O))) und dem Soundwalk Collective, in einer völlig eigenen Klangsprache.
Malo Moray ist ein Leipziger Kontrabassist, Theaterkomponist, Performer, Produzent und Booker. Er arbeitet interdisziplinär in den Genres Ambient, Kraut, Psychedelic, Jazz und Sounddesign. Er komponierte zuletzt für Theaterproduktionen in München (Grimmepreisträger Thomas Darchinger) und Kommissionen in Leipzig. Seine aktuelle Doppel-LP "Atolls", produziert vom Grammy-Preisträger Marc Urselli (Lou Reed, Nick Cave, Laurie Anderson…) wurde als "das kosmische Psychedelic-Album des Jahres!" (MINT Magazin) gelobt und das Legacy Magazine meinte "Eine ungemein intensive Klangreise eines visionären Künstlers!"
505 (it/d) - Jazzclub Tonne - Dresden
20.09.2025, 20:00 Uhr
Elektroakustisches Abenteuer zwischen Jazz, Triphop und Electronica
Das in Berlin gegründete Duo 505 verbindet elektronische und akustische Instrumente und erkundet eine vielfältige musikalische Bandbreite zwischen Jazz, Trip-Hop und Electronica.
Mit Daniel Calvis Gitarre und Synthesizern, die harmonisch mit Mattia Pretes komplexen Live-Elektronik-Rhythmen verschmelzen, präsentiert die Band einen einzigartigen und eklektischen Sound.
Als festes Mitglied sorgt John-Dennis Renken, der Trompeter, mit kraftvollen Melodien und Linien, die den schönen und kraftvollen Klang der Trompete mit bewusstseinserweiternden elektronischen Effekten verbinden, für besondere Akzente.
Gemeinsam setzen sie auf Improvisation und Experimentierfreude und entwickeln ihre Live-Performances in zahlreichen frischen und markanten Shows kontinuierlich weiter.
Ihre Musik spricht Fans von Bands wie Portishead, Massive Attack und Tricky an.
Nach einer erfolgreichen Saison mit Auftritten bei renommierten Festivals wie dem Montreux Jazz Festival und dem Fusion Festival lenkt das Duo nun seine Vision in ein Debütalbum, das noch 2025 veröffentlicht wird.
C.A.R. [d] - Jazzclub Tonne - Dresden
26.09.2025, 20:00 Uhr
Zukunftweisende Mischung aus Jazz, Krautrock und Ambient
C.A.R. wurde 2011 von Johannes Klingebiel und Kenn Hartwig in Köln gegründet. Ihr Debütalbum "Beyond The Zero" veröffentlichte die Band 2014 bei Unit Records. 2017 folgte die "Interlude EP" und 2018 das Album "Look Behind You". Spielte die Band anfangs noch experimentellen Jazz, ordnet die Presse C.A.R. heute bei Krautrock, Kosmische Musik und Elektronika ein.
Highlights der Bandgeschichte waren Konzerte auf Festivals wie dem Fusion Festival, dem Jazzfest Kolkata und der Casa Banchel in Madrid sowie 2017 eine vierwöchige Tournee durch Pakistan, Sri Lanka und Indien auf Einladung des Goethe Instituts, gefolgt von einer China Tournee 2018.
2019 traten C.A.R. mit Damo Suzuki, dem ehemaligen Sänger der Band CAN auf.
Nachdem C.A.R. im Jahr 2020 ihr Garage-Jam-Album "Befunde seit 1999" eingespielt hatten, gingen sie für den Nachfolger "Any Percent" wieder in ein richtiges Studio.
Nach dem letzten frei improvisierten Album "Gästeliste" (2023) gibt es auf dem im März dieses Jahres erschienenen neuen Longplayer "Valonia" wieder eigene Kompositionen – zum ersten Mal mit Beiträgen aller vier Bandmitglieder. Die Bandbreite reicht von sphärisch wuchernden Klangwolken, die in immer dichter verwobene Melodieschichten übergehen. Man hört treibende Grooves, über denen sich lange melodische Fäden entfalten, die wiederum in effektbeladenen Klangwelten enden können und dabei sehr zart und fein werden. Neben Steve-Reich-artigen polyrhythmischen Mustern hört man aber natürlich auch in den neuen Stücken die für C.A.R. typische Mischung aus Synth-Arpeggios und Motorik-Beats, aber mit neuen Finessen und Kniffen.
POTSA LOTSA XL (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
27.09.2025, 20:00 Uhr
Die extragroße Jazzportion
Was ist Jazz, und was kann Jazz sein? Die erste Frage muss nicht notgedrungen mit der zweiten verknüpft sein, aber die Berliner Saxofonistin Silke Eberhard beantwortet mit ihrer extragroßen Band POTSA LOTSA XL beide Fragen auf einmal. Ihre Antworten sind komplex, und dennoch gehen sie ohne Umwege ins Ohr und bleiben im Kopf haften.
Die Namen der Bandmitglieder lesen sich nicht nur wie ein "Who Is Who" der derzeitigen kreativen Jazzszene von Berlin, sondern in ihrer Ballung sie sind zugleich Programm. Es handelt sich nämlich ausschließlich um Musikerpersönlichkeiten, die sich durch eine markante Signatur auszeichnen und diese auch dann in selbstbewusster Zurückhaltung behaupten, wenn sie sich in einen größeren Kontext einordnen. So wirken solistischen Exkurse nicht wie Alleingänge, sondern erscheinen als gruppendienliche Glanzlichter in einem kollektiven Prozess.
Silke Eberhard ist eine feinsinnige Mittlerin zwischen verschiedenen Aggregatzuständen aus Vergangenheit und Gegenwart, Sendern und Empfängern wie auch den Intentionen und Obsessionen von zehn Individualisten, die sie zielgerichtet in ihren Kompositionen vereint. Unaufdringlich und mit bemerkenswertem Einfühlungsvermögen stellt sie Spielfreude über Intellekt sowie Demut und Respekt vor dem Material über virtuosen Exhibitionismus. "Es ist schon durchkomponierte Musik, aber es ist immer alles erlaubt und kann immer alles passieren", erklärt sie fröhlich.
Silke Eberhards Musik ist genau das, was sie ist. Ihre Stärke beruht auf ihrer Unvoreingenommenheit. Wenn man diese Musik Free Jazz nennen will, dann nicht wegen ihrer strukturellen, sondern aufgrund ihrer inneren Freiheit. Sie erhebt sich nicht über andere Musikformen, sondern bleibt mit den zwanzig Beinen der beteiligten Musikerinnen und Musiker auf dem Boden des Alltags. Und genau mit dieser Haltung und deren konsequenter Ausfüllung mit Klangleben beantwortet sie nicht nur die Frage, was heute Jazz ist, sondern was er darüber hinaus auch noch sein kann.
SIMON POPP TRIO (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
04.10.2025, 20:00 Uhr
Polyrhythmische Groovedynamik mit meditativem Charakter
Der in München lebende Schlagzeuger und Komponist Simon Popp schlägt sich mit einem unglaublichen Gespür für Timing und Stimmung durch polyrhythmische Strukturen.
Mit Sebastian Wolfgruber und Flurin Mück, zwei Freunden und ehemaligen Studienkollegen an der Hochschule für Musik und Theater in München, spielt er in seinem SIMON POPP TRIO Stücke, die er zunächst ganz alleine im eigenen Studio konzipiert und produziert hat. Er arbeitet mit einer facettenreich tönenden Vielfalt, die ihm Perkussionsinstrumente aus vielen Kulturen der Welt liefern, darunter das Ballafon und die Udu vom afrikanischen Kontinent, Rahmentrommeln, sogenannte Tongue-Drums, die arabische Darbuka, Woodblocks, Cowbells, Klangschalen und Bongos, Bündel von getrockneten Samenkapseln und vieles mehr. Den Naturklang der Instrumente manipuliert er ab und an mit elektronischen Effekten und schafft damit Soundflächen, die – gezielt und sparsam eingesetzt – auch Teil seiner Musik sind, die gekrönt wird von wunderbar entspannten Melodien. Denn auch die kann man, mit leuchtenden Obertönen versehen, manchen der Instrumente entlocken. Bei aller rhythmischen Bewegtheit haben Simon Popps Stücke einen fast meditativen Charakter.
Mit seinem Drum Trio wurde er bereits auf namhafte Festivals wie Überjazz Hamburg, Leipziger Jazztage eingeladen und die Londoner Musikplattform Bleep verglich Popp mit den experimentellen Größen Philip Glass und Steve Reich.
INSOMNIA BRASS BAND (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
10.10.2025, 20:00 Uhr
Die Mini-Brass Band mit XXL-Sound
Lucks, Schlichting und Marien sind die Miniatur-Ausgabe einer Brass Band: Ihre kompakte Größe transzendieren sie mit einem rauen, überschäumenden Sound, den man von einem viel größeren Ensemble erwarten würde. Sie jonglieren mit wechselnden Rollen zwischen Rhythmus und Melodie und durchqueren so eine betörende Landschaft aus Free Jazz, Funk, Punkrock und New Orleans Brass Band. Gemeinsam öffnen sie ihre eigenen Stücke in alle Richtungen, angetrieben von einer Mischung aus improvisatorischem Schwung und bestens verzahnten Grooves.
Seit 2017 ist das Trio mit zahlreichen Konzerten in Jazzclubs und auf Festivals unterwegs und hat drei CDs bei Tiger Moon Records veröffentlicht. 2023 wurde die Insomnia Brass Band mit dem Deutschen Jazzpreis als „Band des Jahres“ ausgezeichnet.
"Was die Insomnia Brass Band auf die Bühne zaubert, ist hinreißend. Frappierend ist dabei die
geradezu aufreizende Simplizität der Mittel - und wie wunderbar diese zu einer Musik von
komplexer, ja virtuoser Anmutung führen, wenn man die musikalischen Bausteine derart
variantenreich, perfekt koordiniert und gewitzt kombiniert. Kein Wunder, dass die Band den
Deutschen Jazzpreis 2023 erhalten hat." (Süddeutsche Zeitung)
SVANEBORG KARDYB (dk) - Jazzclub Tonne - Dresden
16.10.2025, 20:00 Uhr
Mitreißende Analog/Elektronika-Klangbilder
Das dänische Duo SVANEBORG KARDYB inszeniert auf seinem neuen, vierten Album "Superkilen" mitreißende Analog-/Elektronika-Klangbilder.
Veröffentlicht wurde "Superkilen" auf dem kultigen Gondwana-Label von Matthew Halsall. Womit sich das dänische Duo in trauter Eintracht mit gleichgesinnten Acts wie Hania Rani, Mammal Hands, GoGo Penguin und dem Portico Quartet befindet.
Bereits die Vorgängeralben begeisterten als wunderbarer skandinavischer Jazz-Stilmix. Und schon für sein Debüt 2019 hatte das Duo völlig zu Recht gleich zwei Grammys bei den "Danish Music Awards Jazz" eingeheimst – als "New Artist of the Year" und "Composer of the Year".
Nikolaj Svaneborg und Jonas Kardyb verschmelzen virtuos Einflüsse und Stile aus der nordischen Musik, gerne aus dem Jazz-Universum, und reichern sie mit lässigen Grooves, pointiert gesetzter Elektronik sowie chilligen Flows an. Kein Wunder, denn eines ihrer Vorbilder ist der Berliner Neo-Klassik-Elektroniker Nils Frahm.
Heraus kommen bei Svaneborg Kardyb minimalistische Traumbilder, lyrisch-mystische Melodien, genährt von schönem Analog-Tasteninstrumentarium, Synthesizer und Schlagwerk.
Der Musikkritiker Jan Paersch schrieb in "Jazzthing" sehr treffend: "Svaneborg Kardyb stehen für traumverloren Melodisches an Wurlitzer und akustischem Piano, von Percussion begleitet, die oft nur langsam rollt und raunt, als wolle sie den Schönklang nicht behelligen. Der Jazzpolizei mag das unterkomplex vorkommen, doch beherrschen die beiden einen effektiven Spannungsaufbau, wie man ihn von ganz anderer Musik kennt: von guten Techno-Tracks. Zart, eingängig, atmosphärisch – hervorragende Platte." Jawoll. Hervorragendes Duo!
ADHD (isl) - Jazzclub Tonne - Dresden
17.10.2025, 20:00 Uhr
Gesamtkunstwerk und Naturereignis
Es gibt Bands, bei denen jedes Album ein Schritt ins Unbekannte ist. Es gibt andere, deren Entwicklung eine verlässliche und konsequente Erweiterung ihres Terrains darstellt. Letzteres trifft auf das isländische Musiker-Kollektiv ADHD zu.
Es ist nahezu unmöglich, ihre Konzerte anhand traditioneller musikalischer Parameter zu beschreiben. Eine Performance dieser vier Wikinger ist immer ein allumfassendes Ritual, eine magische Mischung aus Beschwörungstanz und Naturereignis. Wenn Keyboarder Thómas Jónsson, Gitarrist und Bassist Ómar Gudjonsson, Saxofonist Óskar Gudjonsson und Schlagzeuger Magnús Trygvason Eliassen gemeinsam auf der Bühne stehen, erhält der normalsterbliche Mitteleuropäer zumindest eine vage Ahnung davon, wie das Inselvolk im hohen Norden über all die Jahrhunderte ihre langen, kalten Winter überstehen konnte. Sie produzieren ihre Energie einfach selbst.
Wie bei einem Vulkan konzentriert sich diese Energie zunächst nach innen, um dann mit umso mehr Wucht und Nachdruck nach außen zu dringen. Die Musik von ADHD bleibt im jazzigen Flow kontemplativ, und doch sind da immer wieder spannende Unregelmäßigkeiten, Umleitungen und Ablenkungen.
Dieser ungezügelte Strom menschlicher Schwingungen, der sich über alle Genregrenzen hinwegsetzt und den Jazzhörer ebenso in seinen Bann zieht wie den Rock-Fan und den Raver, folgt einem uralten menschlichen Verlangen, dessen nonverbaler Impuls älter ist als jede Sprache und trotzdem ganz und gar in der Gegenwart verortet. Die Weite des Universums und die Unendlichkeit der Zeit kulminieren in diesem Happening der totalen Musik genauso wie die abgrundtiefe Mystik der freien Imagination und der unermüdlichen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen.
Das Gesamtkunstwerk ADHD lässt sich nicht in Worte fassen. Diese unvergleichliche Zeitlosigkeit im Hier und Jetzt kann man nur selbst erleben.
BEYOND DRAGONS (d/usa) - Jazzclub Tonne - Dresden
24.10.2025, 20:00 Uhr
Wild intensiver Ritt – dicht und atemberaubend
Das Trio BEYOND DRAGONS katapultiert sich und das Publikum mit atemberaubendem Tempo in einen musikalischen Rausch, den mitzuerleben eine wahre Freude ist. Die drei Musikerinnen erkunden jede denkbare Facette des Zusammenspiels – oft explosiv, kühn und dicht, manchmal kammermusikalisch zart und transparent, stets bis zur letzten Note und der letzten Pause spannungsgeladen.
Die Komplexität und Originalität von Angelika Niesciers Kompositionen ist unüberhörbar. Ihre organische Struktur führt das Publikum durch verschiedenste musikalische Welten – genau das macht den Auftritt des Trios so unglaublich fesselnd. Mit absoluter Meisterschaft transportieren die drei eine packende Intensität durch ihre Musik und ihren Sound.
„Ein wild intensiver Ritt – die Band durchquert die weiten Landschaften der Avantgarde mit einer kraftvollen Mischung aus individuellem Antrieb und kollektiver Zielstrebigkeit. Jede der drei Musikerinnen provoziert die anderen immer wieder dazu, ihre Vision eines befreiten, improvisatorischen Ausdrucks zu erreichen.“ – B. Whittaker
Tomeka Reid (Chicago) ist als Cellistin und Komponistin eine der treibenden künstlerischen Kräfte der amerikanischen Jazzszene. Die mehrfach ausgezeichnete Musikerin arbeitet u. a. mit Roscoe Mitchell, Craig Taborn, Myra Melford, Anthony Braxton, Nicole Mitchell, Mike Reed und Mary Halvorson zusammen.
Eliza Salem (New York City) ist eine gefragte, aufstrebende Schlagzeugerin, Pädagogin und Komponistin. Sie tourte bereits mehrfach national und international, u. a. mit Marta Sánchez, Caroline Davis und Max Johnson. 2024 wurde sie als Preisträgerin des Next Jazz Legacy-Programms ausgezeichnet – einem wegweisenden Förderprogramm, das eine inklusivere Zukunft für bisher unterrepräsentierte Künstler*innen im Jazz und der improvisierten Musik schaffen will.
Angelika Niescier (Deutschland) – Immer auf der Suche nach neuen musikalischen Abenteuern, ist die Altsaxophonistin eine der profiliertesten Stimmen der europäischen Jazzszene. Sie pflegt enge musikalische Verbindungen zu bedeutenden und eigenständigen Persönlichkeiten der US-amerikanischen Szene und gehört zu jenen Musikerinnen, die den europäischen Jazz weiterentwickeln und international positionieren.
Die mehrfach ausgezeichnete Musikerin wurde von BR Klassik als "atemberaubend temperamentvoll und virtuos" beschrieben. Sie arbeitet u. a. mit Tyshawn Sorey, Nasheet Waits, Aki Takase, Sylvie Courvoisier, Ernie Watts, Alexander Hawkins und Mabe Fratti zusammen.
Ein Konzert im Rahmen der XVIII. Dresdner Saxophonmesse.
SEDNO (pl) - Jazzclub Tonne - Dresden
25.10.2025, 20:00 Uhr
Virtuose Fusion von Akustik-Klängen mit Live-Elektronik
Der Sound der 2022 in Wroclaw gegründeten Band SEDNO zeichnet sich durch die nahtlose Verschmelzung der Klänge ihrer akustischen Instrumente mit Live-Elektronik aus. Die einzigartige Energie der Band entsteht durch tranceartige Wiederholungen, metrische Loops und kühne Kombinationen verschiedenster Stilrichtungen und Einflüsse – von Jazz und Minimal Techno bis hin zu ethnischen Elementen.
Die Musiker hinter SEDNO sind hochqualifizierte Profis, Absolventen führender polnischer Musikhochschulen, mit umfassenden Erfahrungen in nahezu jedem Genre. Sie haben unter anderem gespielt mit Künstlern wie Jojo Mayer & Nerve, GrubSon, Katarzyna Groniec, Leszek Możdżer, L.U.C., Grzech Piotrowski, Ewa Bem und mit vielen anderen zusammengearbeitet.
Im Jahr 2024 erschien ihre Debüt-EP "Sprawy". Im Herbst desselben Jahres gehörten sie zu den drei Finalisten des Internationalen Nachwuchsfestivals Jazzfruit in Prag.
RENEGATZ (cz) / YÆLLEE (d) - Jazzclub Tonne - Dresden
05.11.2025, 20:00 Uhr
Junge Jazzpower aus Brno und Dresden
Die Band RENEGATZ gehört zu den spannendsten neuen Stimmen der jungen tschechischen Jazzszene. Die vier kreativen Musiker aus Brno vereinen in ihrer Musik verschiedenste Einflüsse – von modernem und traditionellem Jazz über Funk bis hin zu Elementen aus Folk und Blues. Das Ergebnis ist ein unverwechselbarer Bandsound: rhythmisch, lebendig und voller musikalischer Neugier.
Gegründet wurde Renegatz im Jahr 2021, als sich drei Gründungsmusiker Andrej Hrubčo (Keys), Andrej Hudec (Bass) und David Kašuba (Drums) von einem anderen Projekt lösten, um gemeinsam eine neue musikalische Richtung einzuschlagen. Der Name "Renegatz" verweist nicht nur auf diese bewusste Abgrenzung, sondern auch auf den rebellischen Geist der Band. Im Sommer 2023 stieß der Saxofonist Michal Ondrička dazu und verlieh dem Sound der Gruppe mit seinem einfühlsamen Spiel und seiner Bühnenpräsenz eine neue Dimension.
Damit gewannen Renegatz dann im September 2024 die "Junior"-Kategorie des renommierten Nachwuchsfestivals "Jazzfruit"
Die Renegatz schreiben ausschließlich eigene Stücke, in denen sich die musikalische Persönlichkeit jedes Bandmitglieds in den Kompositionen widerspiegelt. Ein wesentliches Merkmal der Band ist die starke Live-Kommunikation: Improvisation, Interaktion und das bewusste Spiel mit dem Moment machen jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis.
Mit YÆLLEE erleben wir ein dynamisches und innovatives Ensemble, das gekonnt Elemente aus Neo-Soul, Jazz und armenischem Folk miteinander verbindet.
Mit ihren tiefgründigen Kompositionen und mitreißenden Live-Performances entführt Yællee das Publikum auf eine musikalische Reise, die gleichzeitig vertraut und überraschend neu klingt. Inspiriert von der reichen Tradition des Neo-Soul, ist der Bandsound geprägt durch gefühlvolle Melodien, vielschichtige Harmonien und ansteckende Grooves.
Doch Yællee geht noch einen Schritt weiter: In ihrem musikalischen Geflecht finden sich fein verwobene Jazz-Elemente – darunter Improvisationen, komplexe Rhythmen und ausdrucksstarke, fesselnde Soli.
Diese genreübergreifende Fusion schafft einen spannenden und harmonischen Klangkosmos, der die Zuhörenden auf eine kulturelle Entdeckungsreise mitnimmt – eine Reise, die Vielfalt feiert und Menschen über kulturelle Grenzen hinweg verbindet.
Die besondere Stärke von Yællee sind ihre eigenen Kompositionen. Die Band schreibt und performt ausschließlich Originalsongs – Musik, die persönlich, introspektiv und voller emotionaler Tiefe ist. Jedes Stück ist ein Ausdruck der künstlerischen Vision der Band – authentisch, leidenschaftlich und bewegend. Ob auf großen Bühnen oder in intimen Konzertsettings: Yællee begeistert mit charismatischer Bühnenpräsenz, herausragender Musikalität und einer emotionalen Intensität, der man sich kaum entziehen kann.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen.
STEFAN RUSCONI (ch) - Jazzclub Tonne - Dresden
07.11.2025, 20:00 Uhr
Der Schweizer Pianist, Komponist und Klangkünstler kehrt zurück auf die Bühnen
Der Pianist STEFAN RUSCONI war mit seinem Trio eine der wichtigsten europäischen Stimmen – bis ein tragisches Ereignis seine Karriere zurückwarf: nach dem Tod seines Freundes und Bassisten trat Rusconi nicht mehr auf, sondern konzentrierte sich auf Kompositionen für Tanz- und Theaterprojekte und Filme. Und vielleicht hätte er nie zu seinem Instrument zurückgefunden, wäre der amerikanisch-israelische Regisseur Ido Fluk nicht auf die Idee gekommen, einen Spielfilm über die Ereignisse rund um das legendäre "Köln Concert" von Keith Jarrett zu drehen: In "Köln 75" spielt Stefan Rusconi die Klaviersolomusik.
"Weil der Schauspieler, der in seinem Film in Jarretts Rolle schlüpfen sollte, nicht Klavier spielen konnte, war Fluk auf der Suche nach einem Hand-Double für die Nahaufnahmen … Selbst als er dem
Filmemacher Ido Fluk versprach, ihm seine Hände für das «Köln»-Projekt zur Verfügung zu stellen, dachte Rusconi: nur die Hände, keine Musik. Es kam anders. Jarrett, bekannt als schwierig, weigerte sich, dem Regisseur die Original-Musik zur Verfügung zu stellen. In der Not beauftragte Fluk einen Komponisten für den Soundtrack, doch das Resultat überzeugte Rusconi nicht. 'Das klang nicht nach Jarrett.' Und so tat er etwas, was ihn heute selbst überrascht: Er setzte sich an sein Klavier und begann zu spielen.
Alles brach aus ihm heraus: aufgestaute Gefühle, Töne, Ideen, Melodien. Als öffnete sich eine Schleuse … Während er spielte, stellte er sich vor, seine Tochter zur Seite zu haben. Seinen toten Freund. Menschen, die ihm wichtig waren. 'Auch Keith Jarrett stand neben mir', lacht Stefan Rusconi.
'Sie alle führten mich über diese Schwelle zurück zur Musik.'
Drei Monate nachdem er den Soundtrack für den Film fertiggestellt hatte, begann er mit der Arbeit an seinem ersten Soloalbum." (Quelle: NZZ, 8.12.2024)
Auf dem Album "SOLACE" (dt.: Trost) und nun auch wieder live verarbeitet er die Ereignisse von vor zehn Jahren und seinen Weg zurück auf die Bühnen. "'SOLACE' ist mein Dank an alle, die mir in diesen vergangenen Jahren geholfen haben, mich ausgehalten haben, mich unterstützt haben. Mit zarten Blicken, liebevollen Worten, sanften Berührungen. SOLACE möchte euch etwas von dem Trost und der Hoffnung zurückgeben – alles, was ich verloren hatte und durch euch wieder neu entdecken darf. Dieses Album ist meine Ermutigung an alle, niemals aufzugeben und sich seinen Dämonen zu stellen. Es ist meine Aufforderung, tief ins innere Dunkel zu steigen und gestärkt wieder rauszukommen", sagt Stefan Rusconi.
Es ist ein wunderbares Album, es ist wunderbare Musik.
NIKA (cz) // ANDREA ŠULCOVA & ALLISON WHEELER (cz/usa) - Dresden
08.11.2025, 20:00 Uhr
Herausragende, international beachtete Stimmen aus Tschechien
Im Frühjahr 2022 veröffentlichte die tschechische Songwriterin und Komponistin Veronika Boráková aka NIKA ihr facettenreiches Debütalbum "Flesh & Soul". Auf Anhieb erhielt die erst 21 Jahre junge Sängerin begeisterte Kritiken in den Medien für das "bewundernswert reife" und "dichte, atmosphärische Meisterwerk" als "eine der größten Sensationen der tschechischen Musikszene". Kurz darauf wurde sie mit dem Jantar-Kunstpreis ausgezeichnet, gewann die Junior-Kategorie des JazzFruit-Wettbewerbs in Prag und trat auf renommierten Festivals wie Colours of Ostrava, Prague Sounds und dem Showcase-Festival Czech Music Crossroads auf und beeindruckte allerorten mit ihrer klaren, magischen Stimme und mit ihrem musikalisch ausgereiften, energiegeladenen und frischen Stil.
In ihrem einzigartigen Sound vereint sie Jazz, alternativen Pop, Folk und alternativer Musik zu einer völlig eigenen Klangwelt.
Diesen Weg setzt NIKA mit ihrem neuen Album "Elsewhere" (erschienen im März 2025) konsequent fort. "NIKA schreibt Musik, die den üblichen tschechischen Standard mit ihrer Ausdruckskraft weit übertrifft", meinte bereits die Jury des Jantar Awards. Die Songs des neuen Albums belegen dies einmal mehr.
ANDREA ŠULCOVÁ und ALLISON WHEELER bilden ein bezauberndes Duo, das aus ihrer gemeinsamen Liebe zu Folk, Bluegrass und Songwriting entstanden ist. Nach ihren erfolgreichen Debüts im Jahr 2022, Andrea mit "Opportunities" (Animal Music) und Allison mit "Winterspring" (Ubuntu Music), fand sich das Duo im Frühjahr 2023 "nur zum Spaß" und aus Freude am gemeinsamen Komponieren zusammen. Obwohl sie aus entgegengesetzten Ecken der Welt stammen, sind sie verwandte Seelen, die mit Joni Mitchell, Allison Krauss oder Dixie Chicks aufgewachsen sind, welche ihren Sound stark beeinflusst haben. In ihrer Zusammenarbeit hört man auch die Jazzausbildung der beiden Musikerinnen. Andrea studierte Jazzflöte an der Kunstuniversität Graz (AT) und Allison Jazzgesang an der University of Northern Colorado (USA). Die Songs von ANDREA & ALLISON bleiben der Schönheit des Einfachen treu und fesseln den Zuhörenden mit fließenden Harmonien und authentischen Erzählungen. Ihre erste EP "Life of a Song" wurde im Herbst 2023 veröffentlicht und das Duo blüht mit neuer Musik immer mehr auf.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit den Tschechisch-Deutschen Kulturtagen.
JIŘÍ STIVÍN & JOE SACHSE (cz/d) - Jazzclub Tonne - Dresden
14.11.2025, 20:00 Uhr
Zwei Giganten der europäischen Jazzszene
Jeder dieser beiden Musiker ist eine Legende für sich: JIŘÍ STIVÍN, der im November seinen 83. Geburtstag feiert, und HELMUT "JOE" SACHSE, der kurz vor dem heutigen Konzert 77 geworden ist. Der tschechische Flötist und Saxofonist zählt mit seiner enormen stilistischen Spannweite von vorklassischer Musik über Jazz bis hin zu Pop und Rock zu den ganz großen Musikern unseres Nachbarlandes, der Gitarrist aus Chemnitz gilt als "Hohepriester der Elektrogitarre" und wird gern auch als "der deutsche Jimi Hendrix" bezeichnet.
Für Jiří Stivín hat das Musikgenre nie eine Rolle gespielt. Für ihn war immer "die Persönlichkeit des Musikers" wichtig. Ursprünglich studierte er gar nicht Musik, sondern Kameraführung an der Prager Filmhochschule. Nach seinem Abschluss widmete er sich aber nur noch der Musik. Zunächst schloss er sich der Beat-Band Sputnici an und spielte dort Saxofon, doch ab 1964 standen bei ihm vor allem Jazz-Rock und Jazz auf dem Programm. Zusammen mit dem Pianisten Martin Kratochvíl gründete er die Fusion-Band Jazz Q. In der Zeit des Prager Frühlings nutzte Stivín die neuen Freiheiten und ging an die Londoner Royal Academy of Music. Zurück in Tschechien bildete er später gemeinsam mit dem Gitarristen Rudolf Dašek das erfolgreiche Duo "System Tandem". Die Diskografie von Stivín ist enorm lang, auf seiner eigenen Website hat er 130 Einspielungen aus allen Genres aufgelistet. Mit dem Collegium Quodlibet konzentriert er sich zum Beispiel auf Musik aus Renaissance und Barock. Im Bereich Jazz tritt er immer wieder mit seinen Mitstreitern von früher auf und hat damit unterschiedliche Bands wieder aufleben lassen – ob es nun S + HQ von Karel Velebný ist oder seine eigene Formation Jazz System.
JOE SACHSE ist einer der bedeutendsten Musiker der freien Szene in der ehemaligen DDR. Lange vor dem Fall der Mauer war er einer derjenigen, die den ostdeutschen Jazz in die Welt trugen. Er spielte auf zahlreichen Festivals in ganz Europa.
Auch Helmut Sachses Horizont war immer sehr weit gespannt. Er brachte sich das Gitarre spielen selbst bei, bis er ab Mitte der 70er Jahre an der Weimarer Musikhochschule Jazz studierte. Den Spitznamen "Joe" verdankt er seinem frühen Idol Jimi Hendrix, dessen Hit "Hey Joe" er schon als Jugendlicher leidenschaftlich wie kein Zweiter spielte. Sein Musikerideal aber ist der amerikanische Jazzmusiker John Coltrane.
Joe Sachse war Mitglied in etlichen (Free-) Jazzensembles der DDR, im Quartett "Doppelmoppel", er trat solo auf, in Duos mit Uwe Kropinski oder Nils Wogram, aber auch mit der Jazzlegende Charlie Mariano oder dem Rockstar Jack Bruce.
Die Wege von JIŘÍ STIVÍN & JOE SACHSE kreuzten sich im Laufe ihrer langen Karriere schon oft. Seit drei Jahren gibt es nun auch das "reguläre" Duo dieser beiden Giganten der europäischen Jazzszene, die nichts mehr beweisen müssen und vielleicht gerade deswegen in furiosem Spiel mit einer Lockerheit zusammen musizieren, als wäre dies die natürlichste Sache der Welt.
THREE FOR SILVER (usa) - Jazzclub Tonne - Dresden
22.11.2025, 20:00 Uhr
Doom Folk trifft Devil Swing, Tom Waits trifft Nick Cave
Ihre Musik wird mal "Doom Folk", mal "Devil Swing" oder gar "Mythic Americana" genannt. Ganz einig sind sich die Beschreiber der Klänge von THREE FOR SILVER nicht. Letztendlich ist es aber auch irgendwo egal, denn was zählt, ist die virtuose Musikalität und das düster-schöne Songwriting der Band um Mastermind Lucas Warford. Ihr wilder Mix aus Seemannsliedern, Americana, Swing bis hin zu Folk-Metal-Balladen erinnert an Tom Waits, Primus und Nick Cave.
Fünf Alben haben Three For Silver bislang veröffentlicht, seit 10 Jahren tourt das Trio um die Welt und begeistert ein immer größer werdendes Publikum. Jetzt kommen THREE FOR SILVER mit Lucas Warford am Bass, Strangely an Akkordeon und Percussion sowie Del Ruhl mit Gesang und Flöten erneut nach Europa und machen nach ihrer ausverkauften Show im vergangenen Jahr natürlich auch wieder in Dresden Station. Eine wahre Naturgewalt, die da auf uns zusteuert.
MEL*E (at) - Jazzclub Tonne - Dresden
25.11.2025, 20:00 Uhr
Elektroakustische Klänge, die hypnotisieren
MEL*E vereint virtuoses Zusammenspiel mit innovativer Klangforschung. In ihrem Sound verschmelzen akustische und elektronische Elemente zu einer hypnotischen, treibenden Musik, die Kopf und Körper in Bewegung setzt.
Die Band experimentiert mit Klangfarben und Strukturen: Der warme, modulierte Kontrabass erzeugt dichte, pulsierende Texturen, die sich zwischen tiefen Subfrequenzen und verzerrten Klangflächen bewegen. Synthesizer öffnen Räume, brechen Harmonien auf oder setzen schwebende Akzente, während das erweiterte Schlagzeug-Setup mit hybriden Sounds und Effekten eine vibrierende Basis schafft.
Weite Melodiebögen schweben über energetischen Grooves, tanzbare Rhythmen treffen auf sphärische Klangflächen – Mel*E spielt mit Gegensätzen und verbindet das Virtuose mit dem Unmittelbaren, das Analoge mit dem Digitalen. Kraftvoll und feinfühlig, mitreißend und introspektiv - immer mit Tiefgang und Dringlichkeit.